Kein schwules Paar am russischen IKEA-Katalog

Männer-Paar wurde zu unfreiwilligen Helden der LGBT-Community, der sie nicht angehören wollen

IKEA-Katalog-Wettbewerb
Screenshot: IKEA

Das schwedische Möbelhaus IKEA bietet derzeit in Russland einen Wettbewerb für seine Kunden an: Wer sich im Setting des neuen Katalog-Titelblatts fotografieren lässt und von Freunden auf der Homepage des Konzerns genügend Stimmen erhält, kann Einkaufsgutscheine gewinnen. Haushoher Favorit für den ersten Preis war lange Zeit ein schwules Paar – jetzt ist es aus dem Bewerb verschwunden.

Mit 7.500 Stimmen lagen Lev Polyakov und sein Freund aus Moskau tagelang in Führung – mit fast 6.900 Stimmen Vorsprung auf die Zweitplatzierten. Möglich wurde das unter anderem deshalb, weil russische LGBT-Gruppen in Sozialen Netzwerken dazu aufgerufen haben, für die beiden händchenhaltenden Männer zu stimmen. So hat unter anderem die Organisation „Straight Alliance for LGBT Equality“ ihre 20.000 Follower dazu aufgerufen, für das Paar zu stimmen.

Verstieß das Bild gegen das „Homo-Propaganda“-Gesetz?

Für die Aktivisten war das Foto der beiden Burschen eine willkommene Gelegenheit, in Russland schwule Sichtbarkeit zu zeigen. Außerdem wollten sie testen, ob IKEA seine Firmenprinzipien aus Angst vor dem Staat über Bord wirft, so wie 2013, als wegen des Gesetzes gegen „Homo-Propaganda“ ein Interview mit zwei Lesben aus der russischen Version des internationalen Kundenmagazins gestrichen wurde.

Nun ist das Bild aus dem Wettbewerb verschwunden. Statt dem jungen Paar prangt ein Platzhalter an der Stelle, an der tausende Russen für das Bild abgestimmt haben. Das Bild sei auf Wunsch der Teilnehmer entfernt worden, heißt es. Ob dies der einzige Grund war, warum das schwule Paar nicht mehr zu sehen ist, bleibt offen. Denn IKEA hat betont, das Foto zu entfernen, wenn es gegen das Gesetz verstoße, wovon man aber nicht ausgehe.

Auf der anderen Seite wurde dem Paar selbst der Rummel um ihre Person offenbar zu viel. Die Aktion sorgte für viel Medieninteresse, und nicht immer wurde in der russischen Presse über die beiden Männer positiv berichtet. Einer der beiden Burschen auf dem Foto sagte einer Zeitung, er sehe sich nicht als Teil der LGBT-Community und habe „kein Interesse, die Aufmerksamkeit von ihren Unterstützern oder von ihren Gegnern zu erlangen“.